Jahresplanung

07. bis 13. August 2017

Unsere vierte Woche in Kumbo, die auch das Ende unserer Orientierungszeit bedeutete, war recht ruhig - wir hatten keinen Lamnso'-Kurs, auf den Markt zu gehen war keine so aufgeregende Angelegenheit mehr wie am Anfang noch und unser einziges großes Wochenprogramm war, zu planen wie das Jahr weiterhin aussehen soll.

Um weitere mögliche Arbeitsstellen kennenlernen zu können, besuchten wir an dem Montag das Kranken- und das Waisenhaus in Shisong (ein Stadtteil von Kumbo). Das Krankenhaus ist sehr groß und größtenteils auch wirklich modern, die Leute haben uns dort sehr freundlich begrüßt und sich gefreut, uns die verschiedenen Abteilungen zeigen zu können. Außerdem gehört zum Krankenhaus eine relativ neue Kardiologie, die als die beste in ganz West-/ Zentralafrika gilt, aber auch sonst hat es einen wirklich guten Ruf.
Auf dem Krankenhausgelände befindet sich außerdem auch das Waisenhaus, allerdings waren die Kinder am schlafen, als wir es besuchen wollten und so sprachen wir nur ganz kurz mit der Sister, die es leitet. Im Waisenhaus leben zurzeit 12 Kinder, die bis zu 5 Jahre alt sind, mehr kann ich euch leider noch nicht dazu erzählen.

Am Dienstag trafen wir uns schließlich mit Fr Francline, um gemeinsam einen Plan auszuarbeiten, wer von uns wann wo arbeiten sollte. Wir wollten uns eigentlich um 10 Uhr im Jugendzentrum treffen und nachdem Elli und ich schon Angst hatten, dass er auf uns warten muss, weil wir eine Viertelstunde zu spät waren, warteten wir dort noch zwei Stunden bis Fr Francline selbst dort war - langsam verstehe ich, was mit "kamerunischer Pünktlichkeit" gemeint ist.
Bevor wir dann endlich unsere Arbeitsstellen auswählten, sagte uns Fr Francline erstmal all die Jugendpriestertreffen, Jugendtage, Messienderwochenenden, ... bei denen wir unbedingt dabei sein sollten (ich habe das Gefühl, wir werden kaum zum Arbeiten kommen) und verlor sich zwischendrin in der Planung des Weltjugendtags, der hier im März immer mit einem riesigen Jugendcamp gefeiert wird. Dazu wollte er gerne auch einige Jugendgruppen aus dem Bistum Limburg einladen, weshalb er auf einmal einen Flyer des BDKJs (Bund der deutschen katholischen Jugend) hervorkramte, in dem einige Jugendverbände vorgestellt wurden, und bat uns, ihm das doch zu übersetzen bzw. zu erklären.

Schließlich kamen wir auch dazu, unsere Arbeitszeiten festzulegen und entschieden uns beide dazu, in jede der fünf möglichen Arbeitsstellen hineinzuschnuppern. Mein Plan sieht nun wie folgt aus: Bis Mitte November arbeite ich im Justice & Peace Office, dann bin ich einen Monat im Krankenhaus, starte im neuen Jahr für einen Monat im Family Life Office, verbringe Februar bis April im Jugendzentrum und beende mein Jahr im Waisenhaus, in dem ich vorraussichtlich zwei Monate (Mai und Juni) arbeiten werde.
Ich bin sehr zufrieden mit meinem Plan und total neugierig auf die verschiedenen Arbeitsstellen! Ich finde es echt toll, dass wir die Möglichkeit haben, so viele verschiedene Orte kennenzulernen.

Unsere ersten kamerunischen Kleider sind in dieser Woche fertig geworden
Der Rest der Woche war sehr entspannt, wir waren viel Zuhause, lasen Bücher und experimentierten in der Küche. Nachdem am Anfang der Woche zwar unser Strom zurückkam, erlebten wir dafür unseren ersten Wasserausfall hier - auf den wir definitiv nicht vorbereitet waren. Wir hatten kaum Wasserreserven (in unserer Küche standen zwar einige Kanister und unzählige Flaschen, aber die waren zum größten Teil leer, weil wir nicht damit rechneten, dass in der Regenzeit das Wasser ausfallen könnte (anscheinend ist etwas an der Wasserleitung kaputt)) und stellten schnell fest, dass Wasser wirklich wichtig ist, weil man es für quasi alles braucht: Kochen, Geschirr spülen, Wäsche waschen, Haus putzen, sich selbst waschen und nicht zuletzt die Klospülung, die wirklich viel Wasser benötigt, worüber ich zuvor ehrlich gesagt nicht wirklich nachgedacht habe. Glücklicherweise war der erste Wasserausfall nicht besonders lang, sodass wir ziemlich bald unsere Reserven auffüllen konnten, bevor der nächste, etwas längere Ausfall kam. Außerdem begann es am Nachmittag wieder einmal in Strömen zu regnen, weshalb wir einfach einige Eimer nach draußen stellen und in ihnen Wasser für unsere Klospülung sammeln konnten. Irgendwie kann man sich doch immer mit der Situation arrangieren.

Mit den Eimern schöpften wir das Regenwasser auf, das in Bächen auf unser Haus zuströmte

Unser gefüllter Wasservorrat (rechts vom Kühlschrank stehen zwei weitere Kanister)
Samstagnachmittag war es mal wieder Zeit für eine Erstkommunion - nun schon die fünfte, die wir hier miterlebten. Dazu hatte uns Flora eingeladen, weil das Kommunionkind die Tochter einer Frau ihrer Women's Group war und sie mit der Gruppe dort auftraten. Women's Groups sind hier ein ziemlich beliebtes Konzept von Gruppen. Das ist eine Gruppe von Frauen, die sich monatlich treffen, miteinander reden, singen und tanzen und sich gegenseitig auch finanziell unterstützen. Dabei wird jeden Monat an eine der Frauen von allen anderen Geld gespendet, wobei monatlich rotiert wird, sodass jede Frau Unterstützung erhält. Auf der Erstkommunion saßen wir dann mal wieder etwas überfordert zwischen lauter Menschen, die wir nicht kannten, bekamen Fufu mit Njamanjama in die Hand gedrückt und irgendwann winkte Flora und raus. Wir folgten ihr, als ihre Women's Group sich auf ihren Auftritt vorbereitete und eigentlich wollten wir nur zusehen, als sie singend und tanzend in einer Reihe ins Wohnzimmer einzogen, doch die Frauen zogen uns alle mit, ihnen zu folgen und so fanden wir uns wenige Sekunden später im Kreis der Gruppe, versuchten, die Rhythmen zu treffen und die Lieder mitzusingen. Es war ein ziemlich lustiges Erlebnis (vor allem wahrscheinlich für die Leute, die uns dabei zusahen).

Küchenexperimente - Samstagabend luden wir unsere Nachbarn zum Pfannkuchenessen ein
Am Sonntag unternahmen wir schließlich unseren ersten Ausflug außerhalb von Kumbo. Zusammen mit Barry fuhren wir nach Ndop, mit dem Taxi etwa 90 Minuten von Kumbo entfernt. Der Weg führte uns über die Ring Road, eine gut ausgebaute, geteerte Straße, vorbei an wieder einmal fantastischer Natur. In Ndop besuchten wir die Kicher St. Peter und Paul, den dortigen Fon-Palast, den Markt und Barrys Tante. Der Fon ist das traditionelle Oberhaupt in Städten des Nordwestens von Kamerun, den Palast in Kumbo haben wir bislang allerdings nur von Außen gesehen. Richtig in den Palast hineingehen konnten wir auch in Ndop nicht, da der Fon selbst nicht anwesend war, also sahen wir nur die Hütten der vielen Frauen des Fons, also der Königinnen. Ich hatte zwar schon zuvor erfahren, dass der Fon sehr viele Frauen heiraten konnten, aber dann dort tatsächlich die ganzen Frauen zu sehen, die altersmäßig vom 13jährigen Mädchen bis zur 50jährigen Frau reichen und in ziemlich heruntergekommenen Hütten leben, hat mich sehr erschreckt.

Straße in Ndop

Fon-Palast von Ndop


Auf dem Rückweg machten wir außerdem weitere spannende Taxi-Erfahrungen. Nachdem ich in Kumbo schon gelernt habe, dass auf die Rückbank durchaus sechs Leute passen, erlebte ich nun, dass auch auf dem Fahrersitz zwei Personen Platz finden konnten.

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2 Kommentare

  1. Das klingt doch nach einem tollen und spannenden Plan :). Es ist wirklich klasse, dass ihr die Möglichkeit habt, in so viele verschiedene Einrichtungen reinzuschnuppern.

    Die Kleider sind wirklich schön! Und schön bunt ;).

    Oh je, ohne Wasser ist es sicher wirklich schwierig. Mich hat das immer schon genervt, wenn bei uns mal ein paar Stunden das Wasser abgestellt wurde :D. Aber man lernt daraus auch erstaunlich viel darüber, in welchem Überfluss wir in Deutschland eigentlich leben. Zum Beispiel, wieviel Wasser man eigentlich alleine für eine Klospülung verbraucht.

    Oh je, Frauen von 13 bis 50, die in schlechten Verhältnissen leben, klingt nicht gerade toll. Haben Frauen dort generell so eine schlechte Stellung oder nur die Frauen des Fons? Bisher klang es eigentlich nicht so. Ist der Fon ein gewähltes Oberhaupt?

    Zwei Menschen auf dem Fahrersitz :D? Kamerun scheint eine sehr interessante Straßenverkehrsordnung zu haben :D.

    Liebe Grüße :)

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    1. Ja, ich bin auch echt froh darüber und mega gespannt auf die verschiedenen Sachen :)
      Jaa, ich liebe diese bunten Muster! :)

      Ohja, gerade über die Klospülung habe ich vorher überhaupt nicht so nachgedacht...

      Jaa, das hat mich auch echt schockiert und eigentlich haben die Frauen hier auch keine so schlechte Stellung, sondern sind - soweit ich das bislang mitbekommen habe - den Männern ziemlich gleichberechtigt... Nein, der Fon ist nicht gewählt, sondern es wird immer einer von den Söhnen des Fons ausgewählt, ich weiß allerdings nicht so genau, von wem...

      Jup, aber es funktioniert irgendwie :D

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