Kaáví (Markttag)

26. Juli 2017

Nach unserem Lamnso‘-Kurs am Vormittag machten wir uns auf den Weg zur Holiday Talent Show, zur der Flora uns am Vorabend eingeladen hatte. Dies ist eine kamerunische Fernsehshow, bei der Talente in verschiedenen Kategorien (z. B. Gesang, traditioneller Tanz, Comedy, …) präsentiert und von einer Jury bewertet wird. Sie wird jedes Jahr in einer anderen Stadt live aufgenommen und dieses Jahr war es Kumbo. Das Ganze sollte um 12 Uhr starten, doch als wir gegen halb eins am Veranstaltungsort waren, waren die Techniker noch fleißig am werkeln und bis auf ein paar aufgeregten Jugendlichen, die selbst auftraten, noch niemand zu sehen.

Um zwei Uhr startete schließlich die Show, die aufgezogen war wie eine Fernsehshow wie auch wir sie kennen, allerdings war alles wesentlich einfacher und amateurhafter. Ich finde es interessant zu sehen, wie normal es hier ist, dass so eine Show, die auch noch live im Fernsehen ausgestrahlt wird, einfach mal zwei Stunden zu spät beginnt (das bedeutet ja auch, dass sich das gesamte weitere Fernsehprogramm dieser Verspätung anpassen muss) und dann auch noch dauernd unterbrochen wird. Mich würde wirklich interessieren, wie das Ganze am Fernsehen letztendlich aussah, da hinter der provisorischen Bühne auch ein Greenscreen angebracht war und ich mich wirklich frage, was dort zu sehen sein sollte.

Von den Auftritten bekamen wir leider nicht mehr so viel mit, da wir schon um drei Uhr weiter wollten, nur die Kategorien Rap und Comedy erlebten wir. Dabei fühlte ich mich allerdings bei den Comedy-Auftritten recht unwohl, da ich zum einen Vieles nicht verstand und zum anderen, der erste Comedy-Beitrag anscheinend um „die Weißen“ ging und wir dabei ständig angeschaut wurden. Und als wäre das noch nicht genug, kam diejenige, die als nächstes auftrat, am Anfang ihres Vortrags (natürlich bei laufender Kamera) auf uns zu, verkündete, dass sie noch nie einen Weißen berührt hätte und gab uns die Hand - und das in nicht wirklich wohlwollendem Ton...
Naja, trotzdem war die Talentshow insgesamt echt unterhaltsam und es hat sich allein für Floras Auftritt echt gelohnt, denn sie hat ein eigenes Lied gesungen und dazu haben ihre Töchter und Freundinnen der ältesten Tochter (die ungefähr 13 ist) getanzt.

hinter uns blickt man auf Kumbo

Dann ging es allerdings für uns schon weiter, denn wir hatten und mit Barry und Viktor verabredet, um auf den Markt in Mbve (einem Stadtteil von Kumbo
) zu gehen. Dort war heute Markttag, der alle acht Tage stattfindet, da die traditionelle Nso'-Woche acht Tage hat, auf Lamnso' nennt dieser Tag sich Kaáví. Dies war unser erster richtiger Marktbesuch in Kumbo und die beiden erklärten uns fleißig, welche Preise wofür üblich sind und wie wir handeln sollten. Ich muss nun aber sagen, dass ich die Marktbesuche wesentlich einfacher finde als gedacht, denn nicht überall wird gehandelt und uns wurde zumindest bislang sehr oft von Anfang an der erwartete Preis (den auch viele andere für fair erachteten) angeboten. Mehr noch, ist uns mittlerweile auch schon oft genug passiert, dass wir beispielsweise sechs Tomaten für 150 CFA kaufen wollten und uns der Verkäufer einfach acht Stück eingepackt hat.

Auf dem Markt in Mbve bekommt man ähnlich wie auf dem in Douala alles, allerdings ist er insgesamt wesentlich kleiner und ruhiger, sodass man entspannt darüber schlendern kann. Wir entdecken hier außerdem immer wieder Dinge, die wir aus Deutschland überhaupt nicht kennen, so haben wir auf dem Markt zum Beispiel Chico, eine Frucht, die ziemlich süß, ähnlich zu unseren Beeren (die ich hier bislang übrigens noch gar nicht gesehen habe), schmeckt, probiert. Außerdem haben wir eine Tüte Gari gekauft, um mal etwas anderes als Reis oder Nudeln zu essen. Gerade auf dem Sofa beim Blogpostschreiben, standen wir vor der Frage: "Äh, was ist Gari eigentlich?!", die wir beide nicht beantworten konnten. Ich würde sagen, es ist so eine Art Getreide. Ohne Beilage erinnert der Geschmack ein wenig an Sauerkraut und mit Beilage schmeckt man den Eigengeschmack eigentlich gar nicht mehr.

Nach einem erfolgreichen Marktbesuch (jetzt hatten wir auch endlich mal mehr Gemüse und Früchte im Haus und fühlten uns dafür gewappnet, beim nächsten Mal allein den Markt zu bestreiten), kehrten wir bei Edwin ein, um Pizza zu essen. Von Edwins Coffee Shop habe ich schon einmal berichtet, dort gibt es viel europäisches Essen und die Freiwilligen in Kumbo sind häufig dort zu Besuch. Die Pizza hat anders geschmeckt, als wir sie kennen, vor allem, weil es hier keinen Käse zu kaufen gibt und der Pizzakäse von ihm selbst gemacht war - sie war aber wirklich lecker!

Pizza bei Edwin

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