Der Topfofen oder auch: Küchenexperimente Level 2

11. bis 17. September 2017

Warum es die Küchenexperimente sogar in den Titel schaffen, obwohl ich doch sowieso jede Woche schon über’s Essen schreibe? Naja, irgendwie ist in dieser Woche nicht so viel Aufregendes passiert und dann blieb viel Zeit, um unsere Kreativität in der Küche auszuleben. Ich glaube, ich muss euch gar nicht mehr verraten, dass ich hier schon ein neues Hobby gefunden habe, das weniger damit zutun hat, dass ich in Kamerun bin, sondern vielmehr damit, dass ich nicht mehr zu Hause lebe und hier eine komplett ungewohnte Zutatenauswahl habe. Aber der Reihe nach.

Montag sollte unser Waschtag sein. Nach einem ausgedehnten Frühstück und ein paar hoffentlich Motivation bringenden israelischen Tänzen, die Elli mir beibrachte, beschlossen wir jedoch spontan Annika und Lisann, zwei andere deutsche Freiwillige, die erst eine Woche zuvor in Kumbo angekommen waren, zu besuchen (liebe Grüße an dieser Stelle an euch, ihr Stalker, lasst doch mal einen Kommentar da ;)). Auf dem Rückweg war dann außerdem das Wetter so schön, dass wir quasi gezwungen waren, uns noch ein Weilchen in die Sonne zu setzen und den Ausblick über Kumbo zu genießen. Damit hatte sich das Wäsche waschen erledigt – Schade war’s uns aber auch nicht drum. Am Abend kochten wir zum ersten Mal ohne Unterstützung von Flora Fufu mit Njama Njama und waren vom Ergebnis so begeistert, dass wir den Montag nun zu unserem Fufutag erklärt haben.

Ausblick über Kumbo

Im Caritas-Gebäude im Hintergrund ist auch das Justice & Peace Office untergebracht
Da in dieser Woche erneut drei Tage Ghost Town war, war am Dienstag schließlich die Wäsche dran. Bis auf einen kleinen Überraschungsbesuch von einem Jungen aus dem Jugendzentrum und natürlich mal wieder Besuch von den Nachbarskindern passierte an diesem Tag auch nichts mehr.

Da es hier so gut wie keine Brotaufstriche gibt und Käse unglaublich teuer ist (ein Stück Emmentaler kostet im Supermarkt umgerechnet etwa 8 Euro), essen wir hier dauernd nach dem Vorbild Fr Franclines und anderer Priester Mayonnaise auf dem Brot – das schmeckt auch gar nicht schlecht, aber auf die Dauer vergeht einem auch der Appetit darauf. Daher beschlossen wir am Mittwoch, einen eigenen Brotaufstrich zu kreieren, dabei herauskam Karotten-Zwiebel-Curry-Aufstrich, den wir mit selbstgebackenem Pfannenbrot probierten, da wir nicht mehr viel Brot im Haus hatten. Eindeutig eine sehr gute Alternative und die nächsten Eigenkreationen werden sicherlich bald folgen.

Zwiebel-Karotten-Curry-Aufstrich
Das war aber noch nicht Küchenexperiment genug für diesen Tag, denn nachdem uns Edith schon mal erzählt hatte, dass sie auch ohne Ofen Kuchen backen konnte, wollten wir das auch endlich mal ausprobieren. Nach Ediths Anleitung haben wir unseren eigenen Ofen wie folgt “gebaut”: Den Boden eines großen Topfes haben wir mit Sand bedeckt, dann den Topf abgedeckt und auf den Herd gestellt zum erhitzen. Während dieser Ofen aufheizte, rührten wir Kuchenteig an, den wir in einen kleinen Topf als Form gaben. Dadurch, dass der Sand die Hitze absorbiert, heizt sich die Luft im Topf sehr stark auf und es ist wirklich als hätte man einen Ofen. Die “Kuchenform” konnten wir einfach darein stellen, 20 Minuten backen lassen und fertig war unser Kuchen. Ich hatte ja anfangs Bedenken, dass der Kuchen wegen der Unterhitze unten schwarz werden würde, aber tatsächlich hat sich die Hitze im Topf so gut verteilt, dass er kein bisschen schwarz geworden ist. Geschmeckt hat er übrigens fantastisch!

unser Topfofen

und der fertige Kuchen
Bei der Arbeit am Donnerstag ist nicht viel passiert und ich saß wieder einmal die meiste Zeit unbeschäftigt herum. Danach allerdings haben Elli und ich eine Probe von Eucharias Chor in Mbve besucht und konnten sogar gleich mitsingen, was zwar anstrengend war, weil unsere Stimme sehr hoch war und wir uns nicht eingesungen hatten, aber auch unglaublich viel Spaß gemacht hat. Wie oft wir da noch vorbeischauen werden, wissen wir noch nicht, denn der Chor hat uns zwar sogleich herzlich aufgenommen, es ist allerdings erstens kein Jugendchor und zweitens haben wir mit der Gemeinde von Mbve sonst nichts zutun, weil das doch ein Stück von uns entfernt ist.

Donnerstagabend auf dem Nachhauseweg
Freitag war dann wieder einmal kein normaler Arbeitstag für mich, da Yvonne den Abschluss ihrer Ausbildung zum Counselor (Berater) hatte, was im Pastoral Center gefeiert wurde. Nach einem Gottesdienst mit dem Bischof, bei dem die Absolventen unter anderem die Kollekte vortanzten (sie trugen übrigens auch alle ein blaues Gewand und so einen passenden Hut), gab es noch zahllose Reden, einen Sketch, den ich allerdings kaum verstand, weil auf Pidgin gesprochen wurde, und einen Tanz von einigen der Absolventen, die dabei auch den Bischof zum Mittanzen aufforderten. Außerdem wurden natürlich zahlreiche Fotos geschossen und es gab ein gemeinsames Mittagessen – es war die erste Veranstaltung, die ich hier miterlebt habe, bei der an Tischen gegessen wurde. Insgesamt war es mal wieder sehr spannend für mich, allerdings habe ich mich auch oft allein und fehl am Platz gefühlt, da ich nicht wusste, wo ich mich hinsetzen und mit wem ich mich unterhalten sollte.

Freitagabend beschlossen wir, einen erneuten Versuch mit unserem Topfofen zu unternehmen und machten einen Auflauf. Da wir keinen Käse hatten, nahmen wir Ei und das Gemüse, das auch nicht besonders viel war, ergänzten wir mit Couscous. Geschmeckt hat auch das natürlich nicht wie Zuhause, aber dennoch sehr gut.

unser Auflauf
Nach den ganzen Küchenexperimenten statteten wir Samstagmittag Edwin wieder einmal einen Besuch ab, um gemeinsam mit Annika und Lisann Pizza essen zu gehen. Dabei stellten wir dann auch fest, wieso Edwins Coffee Shop als der Weißen-Treffpunkt in Kumbo bekannt ist, denn so ziemlich alle Tische waren von Weißen  besetzt (es tut mir Leid, wenn ich die Bezeichnungen weiß und schwarz zur Unterscheidung benutze, allerdings ist es die einfachste und hier übliche Art und Weise, um zwischen Leuten aus dem europäischen oder amerikanischen Raum und denen aus dem afrikanischen zu unterscheiden; die Bezeichnungen sind komplett wertfrei!), die sich, nachdem wir ein paar Worte auf englisch wechselten, schnell als Deutsche herausstellten. Es war eine Gruppe von neun jungen Erwachsenen, die gerade Pratikum in Oku (in der Nähe von Kumbo) machen und gerade in Kumbo waren, um bei Edwin das WLAN zu nutzen und Dokumente für die Uni abzuschicken. Lustig war auch, dass alle, die neu hineinkamen, uns gleich mit der Frage “weltwärts?” begrüßten.

Nach der Pizza zeigten wir Annika und Lisann die einzige Bäckerei Kumbos (in der es allerdings auch nur Weißbrot gibt) und fuhren mit ihnen zum Markt nach Mbve, um nicht nur Lebensmittel einzukaufen, sondern vor allem auch Stoffe anzuschauen. Elli und ich hatten außerdem die Woche zuvor wieder etwas bei der Schneiderin in Auftrag gegeben, was wir diesen Samstag abholen konnten. Leider saß meine Bluse jedoch noch nicht so gut, sodass ich sie noch einmal dort ließ, damit sie umgenäht werden kann. Außerdem verliebte ich mich beim Stöbern in einen neuen Stoff, der auch traditionell für diese Region ist, und kaufte gleich davon etwas für einen langen Rock. Bei der Schneiderin stellte sich jedoch heraus, dass ich leider zu wenig Stoff für einen Rock, wie ich ihn mir vorstellte, hatte und nach einigem hin und her schlug sie mir einen anderen Schnitt vor. Bislang kann ich mir noch nicht so richtig vorstellen, wie der Rock am Ende aussehen wird und bin gespannt auf das Ergebnis.

Für Sonntagnachmittag hatte Barry angekündigt uns zu besuchen, doch nachdem es angefangen hatte zu regnen und für das kamerunische Zeitverständnis schon relativ spät (16 Uhr) war, rechneten wir nicht mehr so richtig mit ihm. Umso überraschter waren wir daher, als auf einmal drei Jungs, einer davon Barry, klatschnass in unserer Tür standen. Nachdem sie sich mit Kaffee und Tee ein bisschen aufgewärmt hatten, brachten sie uns kamerunische Kartenspiele bei, die zum Teil ähnlich wie unsere sind, teilweise aber auch gewöhnungsbedürftig viel mit Rechnen zutun haben. Alles in allem war es aber ein sehr lustiger Abend.
Eigentlich wollten wir an diesem Abend mal wieder Bohnen kochen, doch da diese ungefähr zwei Stunden zum Kochen brauchen und wir hungrig waren, starteten wir kurzerhand ein neues Experiment und bereiteten eine Papayasauce zu – diese ist auf jeden Fall wiederholungsbedürftig!

Reis mit Papayasauce

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