Erwartungscheck Teil 1

Bevor ich nach Kamerun ging, hatte ich natürlich zahlreiche Erwartungen an das Jahr und Vorurteile gegenüber der Kultur. Ein wenig ärgere ich mich nun, dass ich diese Erwartungen und Vorurteile nicht zuvor aufgeschrieben habe, denn nun sind so viele Dinge für mich schon Normalität geworden und ich kann mich kaum mehr daran erinnern, was ich erwartet habe.
Trotzdem möchte ich euch gerne zeigen, wie ich nun auf meine Erwartungen zurückblicke, inwiefern sie sich erfüllt haben und auch wie ich die Vorurteile, die im Allgemeinen über "Afrika" (an dieser Stelle sei nochmal die Größe Afrikas betont und die Tatsache, dass ich nur einen kleinen Teil davon kennengelernt habe!) herrschen oder die ich auch zuvor hatte. Die Erwartungen sind zum Teil sehr überspitzt formuliert.

Einkaufen

Erwartung: Auf dem Markt kann ich ergänzend zum Supermarkt einkaufen, ich bekomme aber auch alles im Supermarkt.

Tatsächlich ist es eher andersherum: im Supermarkt kaufe ich ergänzend zu den Markteinkäufen ein, denn auf dem Markt gibt es im Prinzip alles. Im Supermarkt dagegen kann ich nicht alles kaufen, denn dort gibt es weder Obst noch Gemüse, das muss ich also auf dem Markt einkaufen.

Handeln

Erwartung: Ich muss überall handeln, die Verkäufer schlagen mir immer erst einen Preis vor, der weit über dem eigentlichen Preis liegt.

Das kann ich so bislang auch nicht feststellen. Auf dem kleinen Markt an Squares wird mir eigentlich meist der normale Preis angeboten, weshalb ich gar nicht handeln muss, in Mbve muss schon ein bisschen häufiger gehandelt werden, aber dann wird mir jetzt auch nicht das Fünffache oder so vorgeschlagen, sondern vielleicht mal das Doppelte. Im Taxi gibt es außerdem feste Preise und auch die Preise für’s Bike sind ziemlich fix (wobei die Bikefahrer schon häufiger mal zu handeln versuchen).
Das Handeln fällt mir außerdem auch bislang nicht so schwer, wenn ich weiß, wie viel die Sachen tatsächlich wert sind. Oft senken die Händler auch gleich ihren Preis, wenn man einfach sagt, dass man dann mal weiterschaut. Beim Bikefahren hilft es oft, einfach zu sagen, dass man die Strecke sonst läuft.

Fremdes Essen

Erwartung: Es gibt durchaus viele Gerichte, die ich nicht kenne, aber die Grundzutaten sind mir meist bestimmt bekannt. Die Lebensmittel, die ich von Zuhause kenne, finde ich hier auch, nur vielleicht teurer als Zuhause.

So richtig beurteilen kann ich nicht, inwiefern sich meine Erwartung hier erfüllt hat. Es gibt hier tatsächlich sehr viele Gerichte, die ich nicht kannte und auf dem Markt sehe ich immer wieder Lebensmittel, die ich noch nie zuvor gesehen habe (dazu in einem anderen Post mehr). Dass ich so viele Dinge nicht kenne, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet, es macht das auf den Markt gehen aber auch sehr spannend. Darüber, dass ich hier einige Lebensmittel nicht finden könnte, habe ich ehrlich gesagt gar nicht so richtig nachgedacht Zuhause. Das einzige, was ich wusste, war, dass es hier kaum Milchprodukte gibt. Im Supermarkt gibt es zwar Milch und Joghurt (allerdings sehr überteuer), aber Sahne beispielsweise habe ich noch nirgends gesehen und Käse bislang nur auf der Pizza bei Edwin, der macht seinen Käse allerdings selbst. Ganz viel Gemüse und Obst gibt es hier allerdings auch nicht: Zucchini, Aubergine, rote und gelbe Paprika, Brokkoli, Blumenkohl, Rotkohl,… Das alles habe ich hier noch nicht entdeckt. Außerdem gibt es keine Beeren, keine Birnen und nur hin und wieder mal importierte Äpfel.
Worüber ich mir vorher auch ein bisschen Gedanken gemacht habe, war das Brot, denn dass es hier nur weiches Weißbrot geben würde, habe ich mir schon gedacht. Deshalb dachte ich mir Zuhause auch noch, dass ich mir dann ja einfach selbst Brot backen könnte, aber dabei habe ich natürlich nicht bedacht, dass es hier gar nicht die ganzen Getreidesorten wie Zuhause gibt. Bislang habe ich auf jeden Fall noch keinen Dinkel und auch keine Haferflocken entdeckt. Eine weitere Sache sind Nüsse. Erdnüsse gibt es hier zwar an jeder Ecke, aber jegliche andere Art von Nüssen habe ich hier noch nirgends entdeckt.

Pommes kann man glücklicherweise auch hier machen
Intelligenterweise haben wir als Gemüse dazu Plantaines gemacht, um festzustellen, dass diese wie Kartoffeln schmecken - geschmacklich gab es also Kartoffeln mit Kartoffeln

Wenig Essen

Vorurteil: In Afrika gibt's nichts zu essen/ Du kriegst dort doch nichts zu essen.

Ääähm, nein... Ich esse hier unglaublich viel, denn kamerunische Portionen sind riesig und solangsam habe ich mich auch schon so daran gewöhnt, dass ich auch allein dauernd größere Portionen esse als Zuhause (ganz nebenbei bemerkt, musste ich mein erstes kamerunisches Kleid gleich weiter machen lassen, als es fertig war). Allgemein habe ich bislang nicht das Gefühl, dass Hunger hier ein Problem ist, da die meisten Leute ihre eigene Farm besitzen und somit auch Essen für sich selbst anbauen.

Magenprobleme

Erwartung: Ich werde in den ersten Wochen dauernd Magenschmerzen und Durchfall vom fremden Essen bekommen.

Hier haben mir ehemalige Freiwillige und mein Arzt etwas Angst gemacht, denn ich dachte tatsächlich, dass ich hier niemals ohne Immodium auskommen würde, aber tatsächlich hatte ich bislang gar keine Probleme. Klar, ich lebe auch nicht in einer Gastfamilie, sondern in einer WG, in der wir auch europäisch kochen können (wobei das in Anbetracht der Zutatenauswahl gar nicht so einfach ist), aber ich würde behaupten, dass ich schon viel kamerunisch esse. Trotzdem hat mein Magen bislang noch keine Probleme gemacht und ich musste nie eine Tablette nehmen.

Stromausfälle

Erwartung: Der Strom wird regelmäßig, mal für ein paar Minuten oder Stunden, mal ein paar Tage, ausfallen.

Nunja, hier ist meiner Erfahrung vermutlich etwas speziell, weil wir die ersten drei Wochen keinen Strom hatten, was allerdings an einer kaputten Leitung lag und nur unsere Wohngegend, nicht die ganze Stadt betraf. Seitdem wir wieder regulär Strom haben, stimmt meine Erwartung allerdings ziemlich mit meinen Erfahrungen überein: der Strom fällt eben hin und wieder mal, aber meist nur für ein paar Minuten oder mal eine Nacht aus.

Wasserausfälle

Erwartung: In der Trockenzeit ist kein Wasser da, bis es wieder einmal regnet.

Dazu kann ich in bzw. nach der Trockenzeit bestimmt noch wesentlich mehr schreiben, aber jetzt kann ich schon mal festhalten, dass das Wasser auch durchaus in der Regenzeit für ein paar Tage ausfallen kann. Was die Wasserausfälle in der Trockenzeit betrifft, habe ich außerdem von den Nachbarn schon erfahren, dass das Wasser wohl auch dann immer nur für ein paar Tage und nicht wochenlang ausfallen wird, weil das dann einfach so gesteuert wird, dass die Siedlungen sozusagen abwechselnd Wasser haben.

für den nächsten Wasserausfall gerüstet

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3 Kommentare

  1. Liebe Chrissi,
    Ein sehr interessanter Post, den du vielleicht zu einer Rubrik ausbauen könntest, denn es gibt bestimmt noch mehr Vorurteile, die nicht nur du, sondern auch wir andern hier hatten. Und bitte schreib in dek Stil weiter, über Kartoffeln mit Kartoffeln musste ich echt lachen. Gruß, Kat

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    1. Dankeschön :) Ja, das hatte ich vor, deshalb ist dieser Post auch mit dem Zusatz "Teil 1" benannt ;)

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