Morgendlicher Überraschungsputzbesuch, Fonbegegnung, Kochkrise

21. bis 27. August 2017

Da am Montag wieder Ghost Town war, verbrachten wir den Tag gemütlich Zuhause, um ausgeruht am Dienstag wieder zur Arbeit gehen zu können. Montagabend bekamen wir dann Besuch von einem Pfarrer, der gerade jemanden aus unserer Nachbarschaft besuchen wollte. Ganz nebenbei erwähnte er, dass Dienstag und Mittwoch auch Ghost Town sein sollte, was uns verwunderte, weil wir davon bislang noch gar nichts gehört hatten.

Also machten wir uns Dienstag doch erstmal auf den Weg zur Arbeit, um herauszufinden, ob wirklich Ghost Town war oder nicht. Das verschlossene Tor zum Bischofshügel war eigentlich schon Zeichen genug, aber ich wollte mir trotzdem vom Gatewächter versichern lassen, dass keine Arbeit war. Er bestätigte mir tatsächlich, dass niemand in den Offices arbeiten würde und da Sr. Vanaja, die einzige aus dem Justice & Peace Officer, deren Nummer ich zu diesem Zeitpunkt hatte, auf Retreatment und nicht erreichbar war, vertraute ich ihm, dass auch am Mittwoch das Office geschlossen sein würde.

Wir verbrachten also noch einen Tag Zuhause, diesmal mit Besuch von den Nachbarskindern. Ich fragte außerdem auch die Nachbarn und Esekiel, der nachmittags zu Besuch kam, ob am nächsten Tag sicher Ghost Town sei, was mir von allen Seiten bestätigt wurde.
Wir dachten also, dass wir Mittwoch wieder ausschlafen könnten, doch um halb 8 - wir lagen beide noch schlafend im Bett - klopfte es an unserer Tür. Ich war noch halb am schlafen, als Eli die Tür öffnete, mit jemandem redete und zwei Minuten später in mein Zimmer kam: "Christina, aufstehen, da stehen 10 Jungs und wollen unser Haus putzen!"
Wir waren beide reichlich verwirrt, was das sollte, aber es stellte sich bald heraus, dass die Jungs vom Jugendzentrum kamen und von Esekiel angewiesen wurden, uns beim Putzen zu helfen. Das war ja alles wirklich nett gemeint, wir fühlten uns aber doch ein bisschen auf die Füße getreten, schließlich konnten wir auch durchaus selbst putzen und wischten hier auch nicht gerade zum ersten Mal den Boden.

Blick auf unser Häuschen
Nach zwei Stunden strahlte dann unser Haus blitzblank, das Unkraut in unserem kleinen Maisfeld war gejätet, unser Müll hinter'm Haus verbrannt und sogar unsere Schuhe geputzt. Die Jungs waren auch alle echt nett und nachdem wir gemeinsam mit ihnen als kleines Dankeschön eine von unseren mitgebrachten deutschen Süßigkeiten gekillt hatten, versprachen wir auch, dass wir sie bald besuchen würden.
Am Nachmittag hatten wir wieder die Nachbarskinder zu Besuch und da uns nach einiger Zeit und einigen gemalten Bildern die Ideen ausgingen, was wir mit ihnen machen könnten, malten wir kurzerhand "Mensch, ärgere dich nicht" auf, was auch echt gut bei den Kindern ankam.

Unsere Version von "Mensch, ärgere dich nicht"
Donnerstagmorgen bei der Arbeit wurde ich dann begrüßt mit der Frage, wo ich am Mittwoch gewesen sei - es war zwar Ghost Town, aber im Justice & Peace Office wurde dennoch gearbeitet. Für mich eine ziemlich peinliche Situation, aber ich weiß auch nicht, was ich hätte anders machen sollen, wenn ich dort niemanden erreichen konnte und mir sonst von allen Seiten gesagt wurde, es sei Ghost Town und ich solle Zuhause bleiben.
Zusammen mit Isidore, dem Assistant Coordinator vom Justice & Peace Office, fuhr ich nach Tobin, um dort weiterhin Einladungen für die Thanksgiving mass für Sr. Vanaja auszutragen. Es war ganz spannend, weil ich Kumbo noch besser kennenlernen konnte, allerdings habe ich mich leider schon wieder oft eher im Weg als erwünscht gefühlt und habe Vieles nicht verstanden, weil die Menschen auf Lamnso' gesprochen haben.

Am Freitag ging es dann mit Isidore aus Kumbo hinaus nach Jakiri (etwa eine Dreiviertelstunde mit dem Auto entfernt), um auch dort bzw. in einigen Städten auf dem Weg Einladungen zu verteilen. Dabei stellte ich fest, dass wir uns in Kumbo gegenüber den Menschen in Jakiri nicht über die Straßen beschweren können, sah den Fonpalast von Jakiri und traf den Fon von Nkar. Letzteres war eine ziemlich spannende Angelegenheit, da es das erste Mal war, dass ich einen Fon traf.

Als wir den Palast betraten, setzten Isidore und der Driver von Justice & Peace jeweils einen Hut auf, was ein Zeichen des Respekts gegenüber dem Fon ist, wie mir erklärt wurde. Wenn man mit Personen spricht, die eine hohe traditionelle Stellung haben, z. B. mit Traditional Rulern, auf die wir trafen, hält man sich außerdem die Hand vor den Mund. Wir betraten also den Fon-Palast, doch der Fon selbst war noch nicht draußen und zum Gespräch bereit, also saßen wir auf einer Bank und warteten gemeinsam mit noch anderen Männern, die den Fon sprechen wollten. Als der Fon schließlich aus der Tür kam, sprangen auf einmal alle auf, liefen nach vorne, klatschten drei Mal in die Hände und hielten sich dann die Hände vor den Mund. Dass der Fon so begrüßt wird, wurde mir schon zuvor einmal erklärt, also dachte ich mir, mache ich das einfach mal nach, was zur allgemeinen Belustigung der übrigen Leute führte. Da ich nicht zum Nso'-Clan gehöre, muss ich mich anscheinend nicht an diese traditionellen Regeln halten.

Während die anderen auch nicht direkt zum Fon sprechen konnten (es wurde immer eine dritte Person zwischengeschaltet, die das Gesagte an den Fon übermittelte), durfte ich ganz normal mit ihm reden und wurde ein bisschen ausgefragt, woher ich käme und was ich hier machen würde. Der Fon war übrigens nicht besonders königlich gekleidet, sondern sah ziemlich normal aus.

Freitagabend wartete dann, nachdem wir schon Zeiten ohne Strom und Wasser gemeistert hatten, die nächste Herausforderung auf uns: Während wir gerade Scheibenkartoffeln in der Pfanne anbrieten, wurde die Gasflamme immer kleiner und kleiner, bis sie schließlich erlosch - unsere Gasflasche war leer. Also packten wir kurzerhand unser Kochzeug zusammen (wir hatten an diesem Abend glücklicherweise nichts besonders Aufwändiges geplant) und kochten bei unserer Nachbarin Edith, die uns bislang wirklich aus jeder Notlage retten konnte!

Kochen in Ediths Feuerküche

unsere Bratkartoffeln
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Luise (die andere Freiwillige aus Kumbo, die eine Woche zuvor plötzlich in unserer Tür stand), einer weiteren Freiwilligen aus Bamenda (Karla) und deren Mentorinnen. Wir besuchten gemeinsam den Markt in Mbve, das Krankenhaus und Waisenhaus in Shisong und sahen den Fon-Palast von außen. Eine der Mentorinnen half uns außerdem dabei, eine neue Gasflasche zu besorgen, damit wir wieder kochen konnten. Diese brauchten wie jedoch an diesen Abend gar nicht mehr, da wir gemeinsam bei Luise Reis mit Erdnusssoße (so langsam kenne ich Erdnusssoße tatsächlich in diversen Variationen) kochten.

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2 Kommentare

  1. Ich muss sagen, ich finde deinen Kamerun-Blog wirklich total spannend :). Vor allem, weil ich mich so ein Auslandsjahr so weit weg in ein Land, dessen Sprache ich nicht spreche, nie getraut hätte. Umso toller, deine Erfahrungen mitlesen zu können. Danke auch, dass du meine Fragen immer beantwortest ;).

    Das ist ja spannend, dass du einen Fon getroffen hast! Und irgendwie faszinierend, dass du dich nicht an die ganze Höflichkeitsregeln halten musstest. Hätten europäische Adlige noch eine wirkliche Stellung, wäre das hier sicher anders. Echt cool :D.

    Was ist eigentlich Ghost Town?

    Liebe Grüße :)

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    1. Vielen Dank, das freut mich sehr! :)
      Gerne, ich freue mich über Fragen und es tut mir Leid, wenn ich viele Dinge vergesse zu erklären, manches wird einfach schnell zur Normalität ;)
      Ja, das stimmt wohl :D
      Ghost Town ist eine Art Generalstreiktag, an dem alle Leute Zuhause bleiben sollen. Damit wollen die Menschen, die sich von der Regierung unterdrückt fühlen, ihren Protest äußern.

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