Fronleichnam im November

20. bis 26. November 2017

An diesem Montag hat für mich ein neuer Abschnitt begonnen, der nun, da ich diesen Post verfasse, schon wieder vorbei ist, denn ich trat meine zweite Arbeitsstelle an: das Krankenhaus. Gänzlich ohne irgendwelche Krankenhauserfahrungen oder Ahnungen, was mich erwartete, machte ich mich am Montagmorgen also auf den Weg nach Shisong ins Krankenhaus. Mir war bereits klar, dass die Arbeit im Krankenhaus vermutlich nicht meine liebste Arbeit würde und dass ich nicht vorhatte, jemals im medizinischen Bereich zu arbeiten, trotzdem wollte ich gerne einmal hineinschnuppern, wenn ich schon die Gelegenheit dazu hatte.

Dort angekommen wurde ich für meine ersten zwei Wochen ins Day Care Center geschickt. Hierher kommen Menschen mit HIV zu regelmäßigen Untersuchungen und um ihre Medikamente abzuholen. Die Zeit dort war für mich insofern sehr spannend, als dass ich mich zuvor nie so wirklich mit HIV auseinandergesetzt habe und nur wenig darüber wusste. Daher war ich am Anfang auch immer irritiert von irgendwelchen Fachbegriffen und es hat einige Zeit gedauert, bis ich verstanden habe, weshalb auch so oft von Tuberkulose gesprochen wurde – denn dies ist eine typische Erkrankung von HIV-Infizierten. Der Virus ist ein ernsthaftes Problem hier, denn während in Deutschland die HIV-Rate verschwindend gering ist, beträgt sie in Kamerun etwa 4%, im anglophonen Westen, in dem Kumbo liegt, sogar mehr als 6%. Dabei ist die Zahl der Infizierten in ganz Kamerun im letzten Jahr deutlich zurückgegangen (um über einen Prozentpunkt), im Westen allerdings ist sie angestiegen – die genauen Gründe dafür kenne ich nicht, vermute aber, dass es am gegenwärtigen Streik und an der Tatsache, dass die Schulen ein Jahr lang geschlossen waren, liegt, denn auch Teenagerschwangerschaften sind ja momentan ein großes Problem hier.

Ich habe dort vor allem an der Rezeption mitgeholfen, wo die Patienten registriert, gewogen und nach etwaigen Symptomen von Tuberkulose gefragt wurden. Da jeder Patient dort eine eigene Mappe hat, bestand meine Aufgabe in erster Linie darin, Mappen herauszusuchen und wieder einzusortieren. Leider war meist nur in der ersten Stunde am Morgen, also zwischen acht und neun Uhr, etwas los, danach saß nicht nur ich arbeitslos herum, sondern auch alle anderen, die dort gearbeitet haben, weil einfach keine Patienten mehr kamen. Das ist nicht nur ärgerlich, weil ich dadurch mal wieder wenig zutun hatte, sondern vor allem auch um der Patienten willen, denn viele kommen deutlich seltener als sie kommen sollten, da sie es vergessen, sich für die Krankheit schämen oder sich die Fahrt zum Krankenhaus nur mit viel Mühe leisten können. Außerdem sind die Medikamente zwar kostenlos, die Untersuchungen, die alle sechs Monate fällig sind, müssen allerdings bezahlt werden. Wenn an der Rezeption nichts mehr zutun war, bin ich oft in die Apotheke gegangen und habe dabei geholfen, Medikamente so zu beschriften, dass die Patienten wissen, wann sie wie viele Tabletten nehmen sollen, und einzusortieren.

Schon seit längerer Zeit befinden Eli und ich uns ja auf der Suche nach einem Chor, in dem wir mitsingen können und während Fr Francline uns die ganze Zeit versichert, demnächst einen neuen Jugendchor für die ganze Diözese zu starten, in dem wir unbedingt mitsingen sollten, tat sich allerdings nichts. Daher haben wir am Freitag die Chorprobe des St. Theresia’s Choirs aus der Kathedrale besucht, in dem auch Ludovic, ein Freund von uns, singt, und wurden herzlich aufgenommen. Seitdem singen wir dort mit und ich bin wirklich froh, endlich noch etwas Regelmäßiges neben der Arbeit zu haben und das gemeinsame Singen macht wirklich viel Spaß.

Am Wochenende widmeten wir uns wieder einmal einer unserer Lieblings-Wochenendbeschäftigungen, nämlich dem Wandern. Es ging auf einen Hügel bei uns in der Nähe (war also wohl eher ein Spaziergang als eine Wanderung), auf dem die beiden Antennen der großen Mobilfunkanbieter hier stehen. Eine kurze Rast machten wir dabei auf einem kleineren Hügel daneben, wo Kreuze aufgestellt sind und die Leute anscheinend immer an Karfreitag hinpilgern – ich bin schon gespannt, wie das wird. Von dort hat man auf jeden Fall eine atemberaubende Sicht über Kumbo.

Blick auf Kumbo
Und noch ein großes Event wartete auf uns am Ende dieser Woche, denn am Sonntag wurde hier Christ the King (also Christkönig oder auch Totensonntag in Deutschland) mit einer riesigen Prozession gefeiert. An diesem Tag feierten die Leute auch Fronleichnam, denn während dieser Feiertag im Mai/ Juni in Deutschland schön im Frühsommer gelegen ist, ist hier zu dieser Zeit Regenzeit, in der eine Prozession eigentlich unmöglich ist, weshalb das Fest einfach in die Trockenzeit verlegt wurde. Dabei machte allerdings nicht jede Pfarrei ihr eigenes Ding, sondern es wurde jeweils in den Pfarreien gestartet und dann zur Kathedrale prozessiert, sodass sich dort dann alle Katholiken Kumbos trafen, um den Gottesdienst gemeinsam abzuschließen. Wir haben nicht in unserer eigentlichen Gemeinde in Bamkika’ay gestartet, sondern am Fon-Palast mit der Gemeinde der Kathedrale, da dort auch unser neuer Chor gesungen hat. Nach dem Gottesdienstteil wurden wir auch gleich vom Chor in ihre Mitte gezogen und sind unter ihnen singend zur Kathedrale getanzt. Dort fand der Gottesdienst dann auf einem großen Platz hinter der Kirche (denn im Inneren wäre nicht genug Platz für die vielen Leute gewesen) einen gebührenden Abschluss.

Gottesdienst vor dem Palast

Prozession

Abschluss hinter der Kathedrale

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