In der Weihnachtsbäckerei

27. November bis 10. Dezember

Gerade war ich so zufrieden mit der Struktur meines Blogs, nämlich Berichte über jede Woche zu schreiben, da sitze ich nun vor dem Laptop und stelle fest, dass es gar nicht mehr über jede Woche so viel zu erzählen gibt, weil doch ein Alltag eingekehrt ist und bei vielen Erlebnissen auch nur ein Bild mit Bildunterschrift reicht, anstatt darüber große Worte zu verlieren.

Weihnachtsplätzchen in unserem Topfofen
Nun ist also die Adventszeit angebrochen und natürlich mussten Eli und ich auch sogleich ein neues Küchenexperiment starten: Plätzchen in unserem Topfofen backen. Es hat wirklich erstaunlich gut funktioniert, was übrigens dazu führte, dass wir an Weihnachten schließlich die ganze Küche voller Plätzchendosen stehen hatten. Um uns noch etwas mehr auf den Advent einzustimmen, haben wir außerdem einen Adventskranz gebastelt und für unsere Nachbarskinder einen Adventskalender gestaltet, bei dem wir für jedes Kläppchen eine kleine Aktivität geplant hatten – z. B. eine Geschichte vorlesen, gemeinsam Weihnachtslieder singen oder etwas basteln.

Der Adventskalender für die Nachbarskinder
Wie die Adventszeit in Kamerun aussieht? Tatsächlich nicht wirklich anders als die restliche Zeit im Jahr. Einen Adventskranz gibt es nur in der Kirche und Adventskalender sind hier vollkommen unbekannt; dass Weihnachten sich näherte, merkte man nur daran, dass auf der Straße Weihnachtsmusik erkang und auf dem Markt von Tag zu Tag mehr Chin Chin verkauft wurde, eine Art frittierte Teigstangen, deren Rezept ihr hier zum Nachbacken findet (geht auch noch nach Weihnachten).

Chin Chin
Am Freitag, den 01. Dezember war der World Aids Day, der im Day Care Center auch zelebriert wurde. Am Morgen gab es für alle Mitarbeiter und Interessierten einen Vortrag über HIV und Aids, bei dem ich allerdings zugegebenermaßen nur sehr wenig verstanden habe, weil er viele wissenschaftliche, medizinische Fachbegriffe (und diese natürlich auf Englisch!) enthielt. Danach war im Center einiges los, da man kostenlos HIV-Teste machen konnte und diese Gelegenheit sich großer Beliebtheit erfreute.

Wie so oft am Wochenende beschlossen wir am Samstag mal wieder, uns an der atemberaubenden Natur zu erfreuen – diesmal allerdings nicht zu Fuß, sondern auf dem Pferd. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Fulani, ein Volk, das in Afrika verstreut lebt und dafür bekannt ist, Pferde zu haben, leben nicht weit von uns entfernt in den Bergen und bieten auch Reittouren an. Eine deutsche Ärztin, die für ein paar Monate hier im Krankenhaus gearbeitet hat, geht dort oft und gerne reiten und hat uns nun einmal mitgenommen. Auch wenn ich wirklich kein Tierfreund bin und noch nie ein Pferdemädchen war, war es echt schön, weil die Landschaft einfach traumhaft ist und ich mich auf dem Pferd statt auf einem Motorrad sitzend noch viel stärker mit der Natur verbunden gefühlt habe. Ich saß übrigens natürlich auch nicht alleine auf einem Pferd, sondern hinter mir saß einer der Fulani, der das Pferd führen konnte. Die Menschen waren auch alle super nett und die meisten der Leute, die hinten mit auf dem Pferd saßen, waren Jungs im Alter von vielleicht 10 oder 12 Jahren, die uns am Schluss auch noch ihre Reitkünste demonstriert haben, indem sie innerhalb von wenigen Sekunden bis hinter den Horizont und zurück ritten – wirklich beeindruckend!

Durch diese Landschaft sind wir geritten



In der nächsten Woche hat sich meine Arbeit im Krankenhaus verändert, denn ich habe vom Day Care Center auf die Kinderstation gewechselt. Entgegen aller Erwartungen war es dort allerdings keinesfalls stressig, sondern vielmehr war für mich hier wirklich gar nichts zutun. Am Montag gab es nur einen einzigen Patient, der mit Verdacht auf Meningitis nicht in einem eigenen Zimmer, sondern im Schwesternzimmer gelegen und die gesamte Zeit geschlafen hat. Ja, es hat mich auch erstaunt, dass es kaum Patienten gab, denn nicht nur die Kinderstation, sondern das ganze Krankenhaus war nicht gerade voll besetzt. Von einer Schwester wurde mir erzählt, dass die Leute im Dezember nur bei wirklich ernsten Erkrankungen ins Krankenhaus gehen würden, da sie ihr Geld lieber für Weihnachten sparen wollen – dass das so klug ist, wage ich ja zu bezweifeln…

Wir sagen euch an den lieben Advent, sehet die erste Kerze brennt...
Am nächsten Tag bin ich, da es für mich sowieso nichts zutun gab, mit dem Arzt aus dem Day Care Center und zwei niederländischen Studenten, die gerade ein Praktikum im Krankenhaus machen, nach Djottin gefahren. Dort wurde in einem Health Center ein neuer Arzt offiziell begrüßt und in seine Arbeit eingeführt. Health Center sind eine Art kleine, regionale Krankenhäuser; in Djottin zum Beispiel gibt es zwei Schlafräume (einen für Frauen und einen für Männer), einen Raum für die Krankenpfleger, in dem auch ein kleiner, einfacher OP integriert ist, und einen Raum für den Arzt. Um zu verstehen, wie das Gesundheitssystem in Kamerun aufgebaut ist, muss ich erklären, dass es hier keine Arztpraxen gibt, sondern die Leute bei jeglichen Beschwerden in ein Health Center oder direkt ins Krankenhaus gehen.

Gerade als wir ankamen, wurde auch eine Frau mit einem offenen Knochenbruch im Bein eingeliefert. Da der OP hier zu klein und nicht für so eine Verletzung ausgelegt war, musste die Frau irgendwie nach Shisong ins Krankenhaus gebracht werden. Hier gibt es allerdings kaum Krankenwagen und selbst die wenigen, die es gibt, sind absolut unzureichend ausgestattet, weshalb wir die Frau im Auto mit zurück nach Shisong genommen haben. Dies muss für die Frau eine echt harte Fahrt gewesen sein, denn der Weg von Djottin nach Kumbo ist mehr eine Kraterlandschaft als Straße und auch wenn der Arzt die meiste Zeit mit kaum mehr als 20 km/ h gefahren ist, war jeder Hubbel zu spüren und der Frau war trotz Schmerzmittel ihr Leid eindeutig anzusehen. Endlich in Shisong angekommen, mussten wir allerdings feststellen, dass der OP bereits geschlossen war (in einem so großen und angesehenen Krankenhaus wie diesem, ist es für mich ehrlich unverständlich, wie so etwas überhaupt möglich ist!), weshalb wir weiter zum Banso Baptist Hospital (das zweite Krankenhaus in Kumbo, das von den Baptisten geführt wird), gefahren sind. Dort konnte die Frau endlich aufgenommen und operiert werden.


Sogar bemalt wurden ein paar Plätzchen - und der Zuckerguss wurde ganz natürlich mit Saft von Chicos eingefärbt
Der Rest der Woche verlief für mich weiterhin sehr ruhig. Da im Krankenhaus so wenig zutun war, bot Fr Francline mir an, in der nächsten Woche schon im Jugendzentrum zu beginnen, sodass es für mich nur eine kurze Zeit dort blieb und ich mich am Donnerstag (am Freitag war ein Feiertag und daher für mich frei) schon wieder von dort verabschiedete.

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2 Kommentare

  1. Sehr interessant. Ich liebe das Reisen und bin immer offen für Neues, aber mit Kamerun habe ich mich noch nicht beschäftigt. Danke fürs Schreiben darüber!
    Liebe Grüße,
    Svenja

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  2. Ich war gerade für drei Wochen bei den beiden und möchte mal anmerken, wie lecker die Plätzen der beiden sind. Und ich habe das Gefühl dass die Christmas Cockies hier auch heimisch werden, da ich nicht der einzige begeisterte war. Danke Christina für deine unermüdlichen Küchenaktivitäten!

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