Staubige Weihnacht

21. bis 26. Dezember 2017

Die Tage zwischen unserer Reise und Weihnachten waren für Elis Vater zwar bestimmt aufregend, für uns aber eher unspektakulär mit Markt- und Menschenbesuchen. Als wir ihm den Palast von Kumbo zeigen wollten, hatten wir dafür unverhofftes Glück, denn auf einmal stand ein Mann vor uns, der sich als Prince John vorstellte und uns anbot, uns durch den Palast zu führen. Dadurch sahen auch Eli und ich zum ersten Mal den Palast von innen und lernten noch so einiges Interessantes über die Nso-Kultur und -Geschichte.

Nun war also schon Weihnachten und während wir uns in Deutschland jedes Jahr weiße Weihnacht erträumen, erlebten wir nun einmal rote Weihnacht - rot vom Staub, denn momentan befinden wir uns mitten in der Trockenzeit, das heißt es regnet nur sehr selten und wenn dann auch nur ein paar Tropfen, sodass die Straßen voller Staub sind. Es ist mittlerweile nahezu unmöglich, Bike zu fahren ohne am Ende auszusehen, als hätte man in einem großen Staubhaufen gebadet; so wurde ich von Eli in der letzten Zeit auch schon mehrmals, nachdem ich Bike gefahren bin, ganz besorgt gefragt: "Bist du irgendwo hingefallen? Du bist so dreckig im Gesicht..." Naja, zugegenermaßen schaffen die Kameruner es sogar irgendwie nicht ganz so einzustauben, wie, ist und bleibt mir allerdings ein Rätsel.
Ein Weihnachten ohne hinreichende Menge an Weihnachtsplätzchen geht natürlich auch in Kamerun nicht

Am 24. Dezember wurden wir am Morgen von Flora zu einer Dankesmesse in Melim eingeladen. Dort wollte sie gemeinsam mit ihrer Familie feiern, das letzte Jahr gut überstanden zu haben und Dankbarkeit dafür zeigen, dass ihre Ehe nun schon seit über vier Jahren hält. Die Messe war wirklich schön, in einer sehr kleinen, aber dafür familiären Kirche, und bei der Kollekte durften wir ganz vorne gemeinsam mit Flora tanzen. Danach hatten sie noch zu einer kleinen "Christmas Celebration" eingeladen. Es gab wieder einmal richtiges Essen am frühen Morgen und interessante Gespräche über Deutschland als ehemalige Kolonialmacht. Außerdem erlebten wir, kurz bevor wir uns verabschieden, mit, wie ein Huhn direkt hinterm Haus neben der Feuerstelle geschlachtet und gebraten wurde. Ich als Nicht-Vegetarian fand es spannend, das zum ersten mal zu sehen und muss auch sagen, dass ich mich besser damit fühle, Fleisch zu essen, von dem ich genau weiß, wo es herkommt. Als wir nach Hause kamen schlachteten unsere Nachbarn übrigens gerade ihre Weihnachtskuh direkt vor dem Haus - die lag allerdings schon leblos auf dem Boden, als wir ankamen.

Da der heilige Abend hier nicht wirklich gefeiert wird, sondern eher Weihnachten selbst am 25. und 26. Dezember, feierten wir diesen Abend nur zu dritt. Am späten Nachmittag genossen wir unser Weihnachtsessen bei schön sommerlichen Temperaturen. Es gab Ofenkäse, den Elis Vater extra aus Deutschland mitgebracht hatte (unser Käsehunger konnte somit zumindest kurzzeitig gestillt werden), selbstgebackenes Brot und einen Couscous-Salat. Am Abend ging es schließlich in den Gottesdienst in der neuen Kirche von Bamkika'ay, die nun allerdings ein ganzes Stück weiter von uns weg ist als die alte. Der Gottesdienst war nicht besonders gut besucht und auch nicht besonders feierlich. Anstelle von schöner Live-Musik mit Trommeln und Xylophonen sang der Chor zu zumeist unpassenden Rhythmen, die aus einem Lautsprecher drangen, sodass die vertrauten Weihnachtslieder eher nach Karneval klangen. Als zwischendurch einmal der Strom ausfiel und der Chor kurzzeitig a capella sang, hat es mir wesentlich besser gefallen.
Unser Weihnachtsmahl

Ein leuchtender Adventskranz bei strahlendem Sonnenschein ist auch mal was Schönes
Der erste Weihnachtsfeiertag sollte also hier das eigentliche Weihnachtsfest sein. Wir besuchten früh am Morgen den Gottesdienst in der Kathedrale, der voll und laut war und vom Bischof gehalten wurde. Ansonsten verbrachten wir den Tag Zuhause und beobachteten eher wie Weihnachten gefeiert wurde. Um die Mittagszeit kamen zwei Kinder aus der Nachbarschaft vorbei, die wir bislang noch nicht getroffen hatten (die etwas weiter entfernte Nachbarschaft) und wir boten ihnen natürlich an, von unserem Weihnachtsteller zu naschen. Wenige Minuten nachdem sie unser Haus wieder verlassen hatten, standen dann schließlich an die 20 Kinder vor unserer Haustür und der Teller mit Weihnachtssüßigkeiten, den wir ihnen hinausbrachten, war innerhalb eines Wimpernschlags bis auf den letzten Krümel leer geputzt. Wie ich mit der Zeit verstand, ist es hier an Weihnachten üblich, dass die Kinder von Haus zu Haus gehen und überall Süßigkeiten angeboten bekommen. Im Laufe des Tages hatten wir dann auch immer wieder Besuch, von einigen bekannten, aber auch vielen bis dahin unbekannten Gesichtern.

Anders als in Deutschland ist Weihnachten in Kamerun weniger ein Familienfest, sondern vielmehr eines, bei dem Nachbarn und Freunde besucht werden und so gemeinsam gefeiert wird. So kam am Morgen des 26. Dezembers Barry, den wir lange nicht mehr gesehen hatten, zu uns und am Nachmittag besuchten wir Therese und ihre Familie in ihrem eigentlichen Haus an Squares. Vor allem diesen Besuch fand ich sehr schön, weil mir hier richtig bewusst geworden ist, wie ich hier mittlerweile angekommen bin. Thereses Familie hatten wir schon einmal am Anfang unseres Jahres hier besucht, zur Erstkommunion ihres jüngsten Bruders Percy, allerdings kannten wir damals die Familie noch gar nicht wirklich und ich fühlte mich die ganze Zeit über sehr fremd und fehl am Platz. Jetzt allerdings war es ein ganz anderes, vertrautes Gefühl, dort hinzukommen und im Haus zu sitzen. Percy hielt uns nicht schüchtern die Hand zur Begrüßung hin, sondern kam gleich auf uns zugerannt und umarmte uns, als er uns sah und statt verkrampfen Smalltalk zu führen, konnten wir uns locker und entspannt unterhalten.

Barrys Weihnachtsbesuch


Das war also mein Weihnachten in Kamerun. Ganz anders als in Deutschland - ohne Regen und Kälte, dafür mit rotem Staub; ohne Familienfeier, dafür mit neuen Bekanntschaften. Es war vermutlich entspannter für uns als für unsere kamerunischen Freunde, die stets entweder andere Leute besuchen waren oder selbst Besuch empfingen und bewirteten, aber sicherlich trotzdem ein authentisches kamerunisches Weihnachtsfest.

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